Dienstag, 12. August 2008

Ich back mir einen Stern

Zurück und in Farbe.

„Sag, wo kommen die Sterne her?“
„Vom Mondmann.“
„Vom Mondmann?“
„ Der Mondmann sitzt in seiner Einsamkeit in der Dunkelheit und wartet. Er wartet auf das Licht, das ihn und seinen Mond, auf dem er lebt und leidet, erhellen wird, denn der Mondmann will den knorrigen alten Mondapfelbaum mit all seinen Erdenäpfeln sehen, von dem er schon so viel gehört hat und dann will er die süßen Früchtchen endlich pflücken können. Doch das schier unendliche Warten lässt seine Seele ersticken und zerfrisst langsam seinen Geist. Damit des Mondmannes Seele aber nicht ersticken muss und der Geist zerfressen wird, seine Seele und sein Geist weiter leben dürfen, schmiedet er sich eigene kleine Lichter, die er dann in die Weiten der Leere wirft und sich freut, seinem Ziel, der Helligkeit, immer Stück für Stück und Licht für Licht näher zu kommen, um endlich einmal einen Erdenapfel pflücken zu können und in den Genuss dieser einzigartigen Frucht zu kommen. Seine Schmiedstücke werden länger am Himmel leuchten, als du es dir vorstellen kannst, weil sie angefüllt sind mit Liebe, Leid und Leichtigkeit. Der Mondmann verrührt 3000g Liebe mit je 500g Leid und Leichtigkeit. Dazu kommen 2 Becher Energie, eine Hand voll Sand und eine Prise Weltenblick. Das Ganze schmeckt er mit strahlenden Blicken, die später die Helligkeit und Leuchtkraft ausmachen, ab und lässt den Teig dann eine gute Weile aufgehen. Danach kommt alles in den Mond-Ofen und wird auf der höchsten Stufe bei Umluft bis zum Glühen erhitzt. Dann ist der Teig zäh genug, um von einem geschnitzten Holzstab aufgespießt zu werden und mit dem härtesten Stahl-Hammer bearbeitet zu werden. Das muss schnell gehen, denn der Teig wird schnell hart und ist dann nicht mehr verwendbar. Da die wichtigsten Zutaten Liebe, Leid und Leichtigkeit schnell verschlagen werden können, muss man den rohen Stern besonders vorsichtig bearbeiten. Da man aber beim Schmieden den Verlust von diesen Ingredentien nicht vermeiden kann, entstehen immer wieder neue Sternen-Formen. Ist der Stern fertig, rennt der Mondmann einmal um seinen Mond, um Schwung und Kraft zu holen und wirft dann den leuchtenden Klumpen in die weite weite Ferne hinaus.

Und so fliegen die Sterne des Mondmannes bis sie nicht mehr können, die Energie ausgegangen und das Licht erloschen ist. Doch das dauert. Und bis dahin hat der Mondmann schon wieder viele tausend weitere Sterne gebacken, damit er irgendwann vielleicht doch einmal so einen schönen Erdenapfel pflücken kann.“