Mittwoch, 24. Dezember 2008

Madita hat Geburtstag

Madita saß auf dem Boden. Sie hatte ihr bestes Kleid angezogen, das Rote, mit der Schleife. Weil sie noch schöner aussehen wollte, hatte sie sich auch eine Schleife ins schwarze Haar gebunden. Ihre Augen strahlten, als sie das große Paket sah, das sich vor ihr auftürmte. Es war gerade mit der Post gekommen. Sie nahm es in die Hand. Da stand ihr Name: „An Madita“. Unzählige Briefmarken zierten das braune Packpapier und Paketband. Woher es wohl kam und wer hatte es für sie gefüllt? Vorsichtig drehte Madita das Paket und betrachtete jede der Seiten genau. Es war kein Absender angegeben. Es musste weit gereist sein, das Paket. So viele Briefmarken, dachte Madita. Und auch die Stempel brachten keine Informationen über den möglichen Herkunftsort. Madita griff zur Schere und durchtrennte geschickt das Klebeband. Der Deckel des Päckchens öffnete sich und sie lugte in das schwarze Innere.

Es waren mehrere Dinge in dem Paket. Zuerst hatte Madita eine große Holzkiste in der Hand. Sie war hübsch verziert, mit vielen Schnörkeln und kleinen eingeschnitzten Figuren und Gesichter. Das gefiel ihr. An einem kleinen Vorhängeschloss hing ein Schlüsselchen. Sie öffnete das Schloss und die Kiste gab ihr Innenleben preis. Madita holte eine rote Schleife, ein rotes, zerfetztes Kleidchen, in einem Glas eingemachte Erdbeeren (sie zählte 24) und einen Zettel, auf dem „Hallo Welt…“ geschrieben stand, heraus. Wie schön, dachte sie und plötzlich erinnerte sie sich an viele Stunden ihres Lebens. Dann sah sie einen weiteren Gegenstand im Paket. Sorgfältig legte sie das Kleid, die Schleife, das Glas und den Zettel zurück in die Kiste und verschloss sie wieder. Als sie das zweite Mal in das Paket griff holte sie etwas nasses, weiches und in Butterpapier eingewickeltes heraus. Es schien zu bluten. Als sie das blutende Etwas aus dem Papier wickelte spürte sie, wie es sich bewegte. Ja, es pochte. Es pochte wirklich.

Plötzlich hielt Madita ein Herz in der Hand. Es war rot und von Adern durchzogen. Ein zuckender Muskel, blutig und feucht. Ohne Körper schien es zu leben. Wer wohl für es atmete? Madita legte das Herz auf ihre rechte Hand und hob es auf die Höhe ihrer tiefbraunen Augen. Jetzt konnte sie jedes einzelne Pochen beobachten. Wenn man genau hinhörte, konnte man dem dumpfen Schlagen lauschen. Beruhigend.

Auf das Butterbrotpapier war ein Gruß gedruckt. „Alles Gute Madita. Ich lege dir mein Herz zu Füßen. Achte gut darauf, ich habe nur das Eine. Mein Herz ist dein Herz, mein Kind. Mit gutem Gewissen, deine Seele.“ Als Madita las, dass sie ihr eigenes Herz in Händen hielt, erschrak sie.

Das Herz glitt ihr aus den Fingern und klatschte unsanft auf den Boden.

Es ist wieder einmal Weihnachten.
Achtet auf euer Herz. Ihr habt ja nur das Eine.

3 Kommentare:

Dirk hat gesagt…

Frohe Weihnachten! =) Und danke für mein Geschenk...!

Dirk hat gesagt…

Sind unsre Blogs nun wirklich eingeschlafen?

Wann liest man neues von dir?

Lule hat gesagt…

Erm. Schön. Ich hab jetzt auch einen. :)
Wie läufts denn nun eigentlich in Berlin? ^^ Immernoch am Sachen packen? ;D
..schrieb Jule.