Donnerstag, 28. Februar 2008

Tagtraum

Ich stehe in der Bahn. Wie immer überfüllt. Typisch. Donnerstag. Nachmittag. Alle Welt strömt, verdient oder nicht, nach Hause. Ich bin müde. Stehe mit verbogenen Armen da und versuche mich krampfhaft an irgendeiner Metallstange festzuhalten, damit ich nicht in eine der großen Oberweiten der mitfahrenden älteren Frauen falle. Ich stehe also da, hänge in den Seilen, meiner eigenen Verworrenheit und schaue trister als der triste Wintertag in die eisig-graue Februarwelt. Tz. Pseudo-Literatur. Passt nicht. Sind wir lieber wie üblich. So wie immer. So wie es die Leute gewohnt sind. Eine Frau steigt ein. Jung, also jünger, als der Altersdurchschnitt der Pendler dieser Stunden. Kurze Haare. Kleinen Knopf am Bauch tragend. Sie sieht geschafft aus. Ein alter Mann, selbst nicht der fitteste auf den Beinen, steht auf und bietet ihr seinen Platz an. „Für die Jugend.“ Oha, denke ich. Wie freundlich von ihm. Warum ist der 16-jährige Techno hörende Jüngling zwei Sitze weiter nicht aufgestanden? Die Bahn tuckelt ihrer Wege. Ein Mann mit Krücken und Kopfverband steigt zu. Die Frau mit dem Baby am Bauch bietet ihm ihren Platz an. Doch was ist das? Ein Herr in einer blauen Jacke steht auf, und schreit „Nein, nehmen sie meinen!“ Der Nächste springt auf, und der Nächste und ein anderer und die Frau im grauen Mantel steht ebenfalls. Die gesamte Bahn steht, springt, wechselt, schreit, ruft und tauscht. Und der Mann mit Verband ist den Tränen nahe.


Was ein schöner Traum. Ich öffne die Augen.10 Sekunden Kurzzeitschlaf. Eine junge Frau mit kurzen Haaren und Baby am Bauch steht neben mir. Von irgendwo dringt Techno-Musik an mein Ohr. Ich schaue, wie all die anderen auch, gelangweilt aus dem Fenster und sehe nichts. Nicht einmal den Mann mit dem Kopfverband und den Krücken, der an der Haltestelle steht und wohl die nächste Bahn nehmen muss, da diese bereits überquillt.

Und so schaukeln wir couragelos nach Hause. Wie immer. Wie alle. Wie gewohnt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hat mir gefallen. Bloss nicht aufhören mit dem schreiben.