Freitag, 24. Dezember 2010
Maditas Ende.
Blutspritzer an der Wand.
Die Gedanken schossen ihr wie feurige Pfeile durch den Kopf. Als hätte ihr der Feuerteufel jede einzelne Nervenbahn angezündet. Dieser kleine Fiesling sprang ihr nun aus dem linken Ohr, lachte gehässig und verpuffte mit einer zischenden Rauchwolke.
Maditas Herz klebte traurig am Boden in mitten eines blutigen Sees.
Was hatte sie da nur getan?
Viel Zeit zum überlegen blieb Madita nicht. Kaum spürte sie die brennende Hitze in ihr hochfahren knallte es in ihrem Köpfchen. Die Luft schien stehenzubleiben. Die Zeit traute sich nicht vorwärts und die Welt hielt den Atem an.
Ein Schrei aus dem Endlosen drang zu ihr, dann zersprang das kleine schwarzhaarige Mädchen in tausendundein Teilchen, wie eine Porzellanvase.
Zurück blieb nur ein Scherbenhaufen der Erinnerungen.
Maman! Heulte Matilda in die Richtung ihrer Mutter. Matildas liebste Puppe lag zerbrochen auf dem Boden. „Das passiert wenn man zu oft mit etwas spielt.“ Rief es zurück.
Wie die Geschichte weitergeht erfahrt ihr ein anderes Mal ;-)
Frohes Fest wünscht,
der Dudelsack.
Freitag, 26. November 2010
Weihnachten.
- Ja! Nach einem Jahr wird dieser Blog nämlich mit neuen Einträgen gefüttert. Den Anfang am 24.12. also nicht verpassen! Wir lesen uns, bis dahin,
Dudelsack.
Mittwoch, 24. Dezember 2008
Madita hat Geburtstag
Es waren mehrere Dinge in dem Paket. Zuerst hatte Madita eine große Holzkiste in der Hand. Sie war hübsch verziert, mit vielen Schnörkeln und kleinen eingeschnitzten Figuren und Gesichter. Das gefiel ihr. An einem kleinen Vorhängeschloss hing ein Schlüsselchen. Sie öffnete das Schloss und die Kiste gab ihr Innenleben preis. Madita holte eine rote Schleife, ein rotes, zerfetztes Kleidchen, in einem Glas eingemachte Erdbeeren (sie zählte 24) und einen Zettel, auf dem „Hallo Welt…“ geschrieben stand, heraus. Wie schön, dachte sie und plötzlich erinnerte sie sich an viele Stunden ihres Lebens. Dann sah sie einen weiteren Gegenstand im Paket. Sorgfältig legte sie das Kleid, die Schleife, das Glas und den Zettel zurück in die Kiste und verschloss sie wieder. Als sie das zweite Mal in das Paket griff holte sie etwas nasses, weiches und in Butterpapier eingewickeltes heraus. Es schien zu bluten. Als sie das blutende Etwas aus dem Papier wickelte spürte sie, wie es sich bewegte. Ja, es pochte. Es pochte wirklich.
Plötzlich hielt Madita ein Herz in der Hand. Es war rot und von Adern durchzogen. Ein zuckender Muskel, blutig und feucht. Ohne Körper schien es zu leben. Wer wohl für es atmete? Madita legte das Herz auf ihre rechte Hand und hob es auf die Höhe ihrer tiefbraunen Augen. Jetzt konnte sie jedes einzelne Pochen beobachten. Wenn man genau hinhörte, konnte man dem dumpfen Schlagen lauschen. Beruhigend.
Auf das Butterbrotpapier war ein Gruß gedruckt. „Alles Gute Madita. Ich lege dir mein Herz zu Füßen. Achte gut darauf, ich habe nur das Eine. Mein Herz ist dein Herz, mein Kind. Mit gutem Gewissen, deine Seele.“ Als Madita las, dass sie ihr eigenes Herz in Händen hielt, erschrak sie.
Das Herz glitt ihr aus den Fingern und klatschte unsanft auf den Boden.
Es ist wieder einmal Weihnachten.
Achtet auf euer Herz. Ihr habt ja nur das Eine.
Dienstag, 12. August 2008
Ich back mir einen Stern
„Sag, wo kommen die Sterne her?“
„Vom Mondmann.“
„Vom Mondmann?“
„ Der Mondmann sitzt in seiner Einsamkeit in der Dunkelheit und wartet. Er wartet auf das Licht, das ihn und seinen Mond, auf dem er lebt und leidet, erhellen wird, denn der Mondmann will den knorrigen alten Mondapfelbaum mit all seinen Erdenäpfeln sehen, von dem er schon so viel gehört hat und dann will er die süßen Früchtchen endlich pflücken können. Doch das schier unendliche Warten lässt seine Seele ersticken und zerfrisst langsam seinen Geist. Damit des Mondmannes Seele aber nicht ersticken muss und der Geist zerfressen wird, seine Seele und sein Geist weiter leben dürfen, schmiedet er sich eigene kleine Lichter, die er dann in die Weiten der Leere wirft und sich freut, seinem Ziel, der Helligkeit, immer Stück für Stück und Licht für Licht näher zu kommen, um endlich einmal einen Erdenapfel pflücken zu können und in den Genuss dieser einzigartigen Frucht zu kommen. Seine Schmiedstücke werden länger am Himmel leuchten, als du es dir vorstellen kannst, weil sie angefüllt sind mit Liebe, Leid und Leichtigkeit. Der Mondmann verrührt 3000g Liebe mit je 500g Leid und Leichtigkeit. Dazu kommen 2 Becher Energie, eine Hand voll Sand und eine Prise Weltenblick. Das Ganze schmeckt er mit strahlenden Blicken, die später die Helligkeit und Leuchtkraft ausmachen, ab und lässt den Teig dann eine gute Weile aufgehen. Danach kommt alles in den Mond-Ofen und wird auf der höchsten Stufe bei Umluft bis zum Glühen erhitzt. Dann ist der Teig zäh genug, um von einem geschnitzten Holzstab aufgespießt zu werden und mit dem härtesten Stahl-Hammer bearbeitet zu werden. Das muss schnell gehen, denn der Teig wird schnell hart und ist dann nicht mehr verwendbar. Da die wichtigsten Zutaten Liebe, Leid und Leichtigkeit schnell verschlagen werden können, muss man den rohen Stern besonders vorsichtig bearbeiten. Da man aber beim Schmieden den Verlust von diesen Ingredentien nicht vermeiden kann, entstehen immer wieder neue Sternen-Formen. Ist der Stern fertig, rennt der Mondmann einmal um seinen Mond, um Schwung und Kraft zu holen und wirft dann den leuchtenden Klumpen in die weite weite Ferne hinaus.
Und so fliegen die Sterne des Mondmannes bis sie nicht mehr können, die Energie ausgegangen und das Licht erloschen ist. Doch das dauert. Und bis dahin hat der Mondmann schon wieder viele tausend weitere Sterne gebacken, damit er irgendwann vielleicht doch einmal so einen schönen Erdenapfel pflücken kann.“
Montag, 14. Juli 2008
thief.
Er sprang. Sein Körper war angespannt.
Er lief. Seine Beine trugen ihn fort.
Er flog. Über die Stadt hinweg.
Er lachte. Denn jetzt hatte er das was er brauchte.
Alle Diamanten wollte er nicht.
Nur den einen.
Den hatte er.
Sicher in seiner Hand.
Seinem Kopf.
Er hastete. Durch die Häuserfluchten, ohne Blick.
Den Diamanten in seiner Hand.
Er flog. Über die Stadt, die so einsam und verlassen in dieser finsteren Nacht dalag.
Er war nicht allein. Bei sich, einen Diamanten.
"Wo fliegen wir hin?" Fragte der Schatz in seiner Hand.
"Dorthin, wo das Leben Hand und Fuß hat. Dorthin, wo nichts soviel zählt wie alles. Dorthin, wo noch keiner war. Ins Zentrum der Welt. Direkt ins Herz."
Und sie flogen. Schneller als die Zeit. Schneller als Gedanken. Schneller als das Glück. Es war nicht mehr weit. Schon bald erschien das rote pochende Ding am Horizont. Anfangs nur zwei Erhebungen, die aus einer kargen Wüste wuchsen und schließlich sichtbar in seiner vollen Pracht.
Groß, rot, strahlend, blutig. Es bewegte sich, war mit schlauchartigen Gebilden versehen, die selbst in der Ferne nicht enden wollten. Der Anblick übermannte unsere beiden Reisenden. Für einen kurzen Moment stoppten sie ihren schier endlosen Lauf, um sich dieses Bild in die Erinnerungen zu brennen, damit sie es nie vergaßen.
Groß, rot, strahlend, blutig. Sie tauschten entschlossene und furchtsame Blicke aus, dann rannten sie los. Kraftvolle Schritte, Venen und Muskeln traten an Beinen, Armen und Schläfen hervor. Mit einem mächtigen Satz sprangen sie hinein. Die Fasern wurden auseinander gerissen, das Blut spritzte, das Herz zuckte zusammen, doch pochte weiter. Nun hatten sie es geschafft. Sie waren sicher. Waren geborgen. Zufrieden.
Auf der Flucht
Von weit her schrie es.
Sie rannte und sprang. Die nackten Beinchen, die weiß wie Schnee unter dem roten Kleide hervorschauten, waren von blutigen Kratzern durchzogen. Ihr Atem rasselte, tief drinnen, in ihrer Lunge. Die Luft wollte weder ein noch aus. Sie stolperte über Erdbeeren und Pilze, über Wurzeln und weite Täler, über knorrige Bäume und Flüsse. Um sie herum wurde es hell und dunkel, hell und dunkel. Wieder brach ein neuer Tag an und sie lief immer noch. Ihre Füße waren wund und das Kleidchen zerrissen. Doch sie lief weiter, außer Atem und mit schmerzverzogenem Gesicht. Nur nicht aufgeben, dachte sie, ich muss weiter, dachte sie. Mit der starren Röte im Gesicht und den zusammengekniffenen Augen sah sie fast erwachsen aus. Von ihrer Seite und ihren Füßen stachen unendliche Schmerzen. Madita lief. Plötzlich peitschte ihr die Gischt des Meeres ins Gesicht und zersprang in tausende Tropfen. Das Wasser rauschte und brauste neben ihr. Das Salz brannte in den Wunden. Die Möwen kreischten hoch am Himmel, als verhöhnten sie das kleine arme zerzauste Ding, was sich dort weit unter ihnen zu Tode mühte.
Madita war auf der Flucht. Die Sonne brannte auf der hellen Haut. Sie fühlte den Schweiß auf ihrer Stirn, das Salz an ihrem Körper, den Sand in den Wunden und die Erschöpfung. Nur nicht aufgeben, dachte sie, ich muss weiter, dachte sie.
Madita war auf der Flucht. Auf der Flucht vor sich selbst und dem wahren Ich. Doch plötzlich hörte sie ein Lachen. Laut und polternd drang es an ihr Ohr. „Madita!“, lachte es. Doch es waren nicht die Möwen, es war nicht das Meer, es war nicht der Wind, der ihr entgegen peitschte. Es war die Welt. Die Welt lachte über sie. Von überall her lachte und kreischte es.
Madita stoppte abrupt ihren endlosen Lauf ins Ungewisse. Was war es nochmal gewesen, was die Welt ihr gesagt hatte?
Samstag, 24. Mai 2008
Poetry Slam I
Du bist eine Welt | und ich dein Zerstörer. Du bist eine Welt und ich | dein Zerstörer.
Was machst du, | wenn du dich nicht hinter dir selbst zu verstecken versuchst?
Was machst du, | wenn ich das Starre durchbreche und | das Lebendige finde? Was machst du, | wenn du dich mir öffnest?
Was | machst du?
Du vertraust.
Du vertraust mir.
Denn du bist die Welt | und | ich dein Zerstörer. Du |
Willst dich mir zeigen.
Willst dich öffnen. Für | mich leben.
Für mich
Deinen Zerstörer. Was du | ignorierst.
Du | willst es nicht wissen, denn du | weißt, | du hast es nicht zu wissen und du hast keine | Chance.
Du bist die | Welt und | ich dein Zerstörer.
Und ich verfolge dich!
Ich verfolge dich | in deinen | Gedanken, | deinem | Schlaf, | deinen | Träumen.
Denn | ich will dich.
Ich will dich und | deinen Kern, | dein Inneres nach außen kehren.
Will doch nur | das Lebendige hinter einer | starren Fassade aus den Fetzen | der Maske des toten | Geistes zeigen. Die Schönheit.
Ich bin der Zerstörer. Dein Zerstörer.
Und nun habe ich | dich.
Ich habe dich in | meiner Hand.
Ich weiß was du warst. | Ich weiß was du | bist. Ich | kenne dich und deine Taten. Denn du sagst, und |
ich höre.
Ich weiß, | doch es | ist egal. Es ist | egal. Denn| du bist die Welt und | ich dein Zerstörer.
Schau! | Dort!
Ein Wort.
DAS Wort.
Das Wort um das sich alle zu drehen | scheinen.
Die Sonne, | die | Nacht, | der Tag, | die Welten.
Das Leben.
Und du | drehst dich mit im Rausch deines kleinen mikrigen Lebens.
Du | drehst dich und | lachst.
Ohne Gedanken ohne | Sinn.
Doch ich.
Ich | drehe mich nicht. Ich | stehe stumm. Denn | du bist die Welt und ich dein Zerstörer.
Du tanzt und rufst. Du | drehst dich.
Du drehst dich im Kreis um das Wort. Blind. Wie alle. Stur.
Stur auf dein Wort bedacht.
Ohne Gedanken ohne | Sinn.
Ohne | mich.
Ich stehe | hier. Zitter. | Wanke. | Falle.
Ich vertraute dir nicht.
Und du | drehst dich. | du drehst dich. Drehst dich. Drehst dich blind | für mich.
Ich fiel und lag | auf dem Boden. Schaute dir | zu. Doch | stand nicht mehr auf. Und | senkte den Blick.
Ja, dreh dich |Welt! | Dreh dich! Dreh dich weiter so | rastlos und | herzlos.
Verfolge stur dein Ziel, damit | du nicht siehst |wie es dich verlässt.
Du lachst und | tanzt.
Du bist die Welt | und ich dein Zerstörer.
Ich |schreite zur Tat. Und |sage kein Wort. Ich | sage nur | einen Satz.
Dann. Ein | Zusammenbruch. Ohne | Macht liegst du | da und |erstarrst.
Du | bist keine Welt mehr, denn | ich war dein Zerstörer.
Du hast | mir vertraut.
Ich | gehe.
Doch du rufst mir nach und schreist und brüllst und zerrst und ziehst und lässt nicht los und ich | senke den Blick.
Du willst mir erzählen, dass es | keine Weltuntergänge gibt, obwohl du kein | geringerer bist?
Mach dich nicht lächerlich.
Hör endlich auf dich | zu drehen.
Hör endlich | auf.
Dankeschön."
Dienstag, 6. Mai 2008
Dialogue
„Hallo Welt…“
„Hallo Madita.“
„Sag, warum bist du so böse?“
„Was ist schon das Böse auf der Welt, wenn es nebenher noch das Gute gibt.“
„War ich böse oder gut? Ich möchte nicht mehr so sein wie ich war.“
„Schwarz und Weiß sind keine Farben. Du musst die Graustufen, das wahre Bunt sehen. Du bist nicht schwarz oder weiß.“
„Was bin ich dann?“
„Ein Mädchen im roten Kleide. Eine zarte Knospe an einem Stamm mit starken Wurzeln.“
„Dann möchte ich eine Blume werden.“
„Warten kostet. Warten quält. Doch warten ist unumgänglich. Es wird. Du wirst sehen.“
„Hilf mir.“
„Jedem das Gleiche, also keine Hilfe. Auch nicht für dich.“
„Bitte.“
„Hilf dir selber und schau mich nicht an. Beachte mich nicht.“
„Aber ich mag dich. Dein Gesicht. Deine Art. Du. Die Atmosphäre.“
„Ein Gesicht sagt viel, aber nicht alles. Eine Person ist nichts weiter als eine weitere Farbe und eine Atmosphäre ist hier anders als dort.“
„Ich möchte nicht mehr so sein wie ich war.“
„Das wollen alle. Du bist nicht besser, nur weil du dich bei mir ausweinst.“
„Ich will nicht wie alle sein. Ich will, dass alle so sein wollen wie ich.“
„Dann sei zufrieden mit dir selbst und alle werden dich darum bewundern. Wenn es das ist was die Menschen glücklich macht. Bewundert werden. Für irgendwas. Egal was. Hauptsache alle sehen zu einem hinauf. Ihr seht auch nicht zu mir auf, sondern tretet mich mit Füßen und ich bin trotzdem glücklich.“
„Wie kann man trotzdem glücklich sein?“
„Weil ich die Gewissheit habe. Weil ich weiß, dass ihr mit mir untergehen werdet, wenn ihr euch nicht vorher selbst ausgelöscht habt. Ich werde euch in den Tod reißen. Doch schlachtet euch nur gegenseitig ab.
So erspart ihr mir eine Menge Arbeit und es macht immer wieder Spaß dabei zuzuschauen.“
Donnerstag, 28. Februar 2008
Tagtraum
Ich stehe in der Bahn. Wie immer überfüllt. Typisch. Donnerstag. Nachmittag. Alle Welt strömt, verdient oder nicht, nach Hause. Ich bin müde. Stehe mit verbogenen Armen da und versuche mich krampfhaft an irgendeiner Metallstange festzuhalten, damit ich nicht in eine der großen Oberweiten der mitfahrenden älteren Frauen falle. Ich stehe also da, hänge in den Seilen, meiner eigenen Verworrenheit und schaue trister als der triste Wintertag in die eisig-graue Februarwelt. Tz. Pseudo-Literatur. Passt nicht. Sind wir lieber wie üblich. So wie immer. So wie es die Leute gewohnt sind. Eine Frau steigt ein. Jung, also jünger, als der Altersdurchschnitt der Pendler dieser Stunden. Kurze Haare. Kleinen Knopf am Bauch tragend. Sie sieht geschafft aus. Ein alter Mann, selbst nicht der fitteste auf den Beinen, steht auf und bietet ihr seinen Platz an. „Für die Jugend.“ Oha, denke ich. Wie freundlich von ihm. Warum ist der 16-jährige Techno hörende Jüngling zwei Sitze weiter nicht aufgestanden? Die Bahn tuckelt ihrer Wege. Ein Mann mit Krücken und Kopfverband steigt zu. Die Frau mit dem Baby am Bauch bietet ihm ihren Platz an. Doch was ist das? Ein Herr in einer blauen Jacke steht auf, und schreit „Nein, nehmen sie meinen!“ Der Nächste springt auf, und der Nächste und ein anderer und die Frau im grauen Mantel steht ebenfalls. Die gesamte Bahn steht, springt, wechselt, schreit, ruft und tauscht. Und der Mann mit Verband ist den Tränen nahe.
Was ein schöner Traum. Ich öffne die Augen.10 Sekunden Kurzzeitschlaf. Eine junge Frau mit kurzen Haaren und Baby am Bauch steht neben mir. Von irgendwo dringt Techno-Musik an mein Ohr. Ich schaue, wie all die anderen auch, gelangweilt aus dem Fenster und sehe nichts. Nicht einmal den Mann mit dem Kopfverband und den Krücken, der an der Haltestelle steht und wohl die nächste Bahn nehmen muss, da diese bereits überquillt.
Und so schaukeln wir couragelos nach Hause. Wie immer. Wie alle. Wie gewohnt.
Mittwoch, 30. Januar 2008
Madita meets the World
Still und heimlich schlich Madita ins Zimmer hinein. In ihren kleinen Händen ein Zettelchen. In ihrem schwarzen Haar eine rote Schleife. Ein Lächeln auf den Lippen. Taps, taps, taps. Ihre nackten Füße schienen vor dem kalten steinigen Boden zu erschrecken. Am Schreibtisch brannte ein Öllämpchen und warf zitternde Schatten an die Wand. Viel Papier lag da auf dem Tisch. Das Tintenfass umgekippt, als hätte jemand seinen Platz schnell verlassen müssen. Das Fenster war offen und lies die weißen Vorhänge Falten werfen. Ihr rotes Kleidchen strahlte aus der Dunkelheit und Madita trat ins Licht. Ballerina. Da konnte man den Mond aus dem Fenster beobachten und die Sterne, die um ihn herum schlawenzelten. Einen Augenblick verharrte Madita am Fenster und genoss die kühle Nachtluft. Doch langsam wurde es Zeit zurück zu kehren. Sie war ja schon so lange unterwegs gewesen. Jetzt musste sie wirklich zurück. Sie legte den Zettel auf den alten Tisch. Dann schlich sie hinaus. „Hallo Welt. Ich mag dich.“ Stand da in kleinen Buchstaben gekritzelt. Eine rote Schleife lag auf den vielen Papieren neben dem umgekippten Tintenfass, das vor dem Öllämpchen schlief, welches den Raume in ein schwaches Licht tauchte und sein Feuer tanzen lies. Dann schob jemand die Tür auf.
„Hallo Welt...“
„Hallo, Madita.“
Dienstag, 1. Januar 2008
Die menschenleere Stadt
Sie wusste nicht mehr wohin. Sie hatte sich verlaufen. Planlos, orientierungslos, frei, benommen. Es war dunkel. Es war kalt. Die Bäume standen kahl und knorrig an den Straßenrändern. Der Mond schien durch die Wolkenbänder und lugte hier und da unter den Ästen hervor. Sie wusste nicht mehr wohin sie gehen sollte.
Wie lange sie schon so durch die Straßen der toten Stadt torkelte?
Sie wusste es nicht. Es war ihr egal. Es war egal. Niemand wartete auf sie. Niemand würde sie heute Nacht in den Arm nehmen. Und es war ihr egal. Sie war frei. Keine Verpflichtungen hinderten sie an ihrem Weg. Ihrem Weg durch die tote Stadt. Unterwegs. Nur nicht stehen bleiben. Sonst frisst einen die Leere auf. Man wird verschlungen, wie all die anderen. Dann wird man vergessen. Wird ein Nichts im Nichts.
Es war spät. Es war kalt. Doch sie war frei. Sie versuchte alles hinter sich zu lassen. In diesem Moment war sie ganz sie selbst. Sie ging spazieren. Durch die menschenleere Stadt. Spazieren. Durch die menschenleere Stadt. Die menschenleere Stadt.
Ein schönes neues Jahr euch allen. Seid so gut und geht einmal spazieren.
Montag, 24. Dezember 2007
Madita im Erdbeerfeld
Rot und saftig glänzten sie in der Sonne. Süß und lecker. Frisch und fruchtig. Und Madita saß mittendrin. Im ganzen Sommer-Abenteuer. Das kleine rubinrote Kleidchen strahlte aus den grünen Pflanzen heraus und lies sie selbst wie eine der begehrenswerten Dinger aussehen. Mit Liebe pflückte sie jedes einzelne Früchtchen und legte es behutsam zu den anderen in ihr Weidenkörbchen. Eins, zwei, drei, vier…Das Feld war ihr Spiel. Die Beeren ihre Spielsteine. Doch je mehr sie davon aß, umso weniger Chancen hatte sie das Spiel zu gewinnen. Dabei war es das Essen, was ihr daran am meisten Spaß machte. Sie warf eine Erdbeere in die Luft und fing sie behände mit dem Mund wieder auf. Sie warf eine weitere Erdbeere in die Luft. So hoch, dass sie in der klaren Luft direkt vor der Sonne stehen blieb, sich um sich selbst drehte, wie eine kleine Ballerina im roten Kleide, und dann auf die Erde nieder fiel. Doch Madita verfehlte ihre Erdbeere. Ihr Spielstein landete unsanft auf dem Boden und rollte davon. Verfehlt. Ein Unfall. Es wird nicht wieder vorkommen, sagte sie. Es wird bestimmt nie wieder vorkommen, dachte sie.
Stimmt. Es kam nicht wieder vor. Eine graue Schleierwolke breitete sich hinter ihr aus. Sie schwang ein Beil, so scharf, dass man Steine damit in Hauch dünne Scheiben schneiden konnte. Das Beil fest in den Händen. Madita sah nichts. Madita hörte nichts. Madita fühlte. Sie fühlte ein Beil, schärfer als alles andere, in ihrem Rücken. Sie sank zu Boden. 24 rote Erdbeeren rollten aus ihrem Körbchen. Für jeden Tag im Dezember eine. Es hätte ein Geschenk werden sollen. Jetzt war alles rot, alles tot. Madita. Rot. Tot. Im Erdbeerfeld.
Ich wünsche euch ein frohes Fest.
Und genießt all die guten Sachen, die alle so zu Weihnachten machen.
Es ist Weihnachten. Herrje, es ist Weihnachten.
Samstag, 8. Dezember 2007
Verweht
Der 24. Dezember...ein Erdbeerfeld?
Ich mag euch.
Es ist schön hier.
Bis bald,
eure Frau Gutegüte und Herr Jemine
Montag, 19. November 2007
Verreist
Bis bald, es ist schön, es geht mir gut,
eure Frau Gutegüte und Herr Jemine
Mittwoch, 14. November 2007
Wiederlesen im Dezember?

Ja, ich bereite mich auf größere Projekte vor, ja, es wird eine Überraschung bleiben, ja, ihr werdet zu gegebener Zeit davon erfahren, ja, mein Blog ist erste Sahne :D.
Ich mach mal eben ein paar Wöchelchen Urlaub. Spätestens Mitte Dezember solltet ihr allerdings wieder von mir hören, denn schließlich wird es auch von mir eine obligatorische Weihnachtsüberraschung geben. Seid gespannt und freut euch darauf. Auf ein baldiges Wiederlesen.
Hochachtungsvoll,
Frau Gutegüte und Herr Jemine
Sonntag, 11. November 2007
Ein Weltuntergang
Auf das dieses Ende das Ende ist. Für eine meiner wichtigsten Seelen, für dich.
Was macht diese Welt, wenn sie sich nicht hinter sich selbst zu verstecken versucht? Was macht diese Welt, wenn man ihre starre Fassade durchbricht und an den weichen Kern kommt? Sie vertraut. Du bist die Welt und ich dein Zerstörer. Du hast keine Chance, denn ich verfolge dich sogar im Schlaf, in deinen Träumen.
Ich will dich und deinen Kern. Dein Inneres nach außen kehren.
Deine Schönheit den anderen zeigen. Du bist die Welt und ich dein Zerstörer. Ich kenne dich und deinen Kern. Ich kenne dich und deine Taten. Ich will nicht wissen was du warst. Ich weiß was du bist. Ich weiß, dass du meinst mir zu vertrauen. Vertraue mir nicht, denn du bist die Welt und ich dein Zerstörer. Die Zeit. Ein Wort, um das sich alles zu drehen scheint. Um das wir uns drehen? Ich drehe mich nicht. Ich vertraue dir nicht. Ich falle, ich stürze. Ich sehe deine Schönheit nicht. Du drehst dich weiter. Ohne Sinne, ohne mich. Blind für das was passiert, stur auf dein Wort bedacht. Ich vertraute dir nicht. Ich fiel. Doch ich stand nicht mehr auf. Du sahst mich nicht. Dreh dich, Welt dreh dich, dreh dich im Kreis und verfolge stur ein Ziel, damit du nicht siehst, wie es dich verlässt! Ich sah dir zu. Du bist eine Welt und ich dein Zerstörer. Kein Wort, nur ein Satz. Eine Ohnmacht. Ein Zusammenbruch. Du bist keine Welt mehr, denn ich war dein Zerstörer. Du hast mir vertraut. Du willst mir erzählen, dass es keine Weltuntergänge gibt, obwohl du selber kein geringerer bist? Mach dich nicht lächerlich! Hör endlich auf dich zu drehen!
Novemberkind
Plötzlich stand der kleine Junge da. Im Herbstlaub. Im Park. In seinen Händen hielt er die größten Blätter wie seine wichtigsten Schätze. Er lächelte. Er freute sich. Mit den Füßen wirbelte er Laubhaufen empor. Und staunte dann wie sich Blatt für Blatt dem Boden näherte, bis er wieder von vorne begann. Ein alter dreckiger Handschuh flog ihm dabei um die Ohren. Ich saß auf einer Bank und beobachtete ihn. Wie schön war es doch zu sehen, dass es Menschen gab, die sich über die kleinen Dinge freuen konnten. Es dämmerte. Seine Mutter nahm ihn bei der Hand. „Komm mein Schatz. Papa hat gekocht. Es ist schon spät. Wir müssen jetzt Heim gehen.“ In einer Hand die Mutter in der anderen die Blätter. Zwei Schätze. „Aber nicht schon wieder Suppe, oder?“, fragte der Junge.
Dann waren sie um die nächste Ecke verschwunden und ich saß wieder allein im Park, in dem es langsam dunkel wurde.
Samstag, 3. November 2007
Der Handschuh
Leuchtend rot lag er da. Der Handschuh. Ein Damenhandschuh, getragen von einer wohlhabenden Frau. Doch sie hatte ihn verloren, auf dem Weg nach Hause. Eilig hatte sie es gehabt und rennen hatte sie müssen. Nun lag er da. Einsam und verlassen. Ein trauriges Bild. Es fing an zu regnen. Tropfen für Tropfen saugte er in sich auf. Schließlich war er gänzlich durchweicht. Kinder, die von der Schule kamen, überrannten ihn. Mehr und mehr wurde er in den aufgeweichten Boden gestampft. Ein Hund schnüffelte an ihm. Dann biss er zu und trug ihn fort, bis der Besitzer des Tieres den Handschuh bemerkte und er aus dem Maul des Hundes gerissen wurde. Igitt, ekelte sich der Besitzer. So etwas hässliches und dreckiges. Es dämmerte. Er war von herab gefallen Blättern bedeckt. Plötzlich wurde er von einem kleinen Jungen in die Luft geschleudert. Er wirbelte Laubhaufen für Laubhaufen empor und unter einem war der Handschuh gewesen.
Es wurde Nacht. Es wurde kalt. Der erste Frost. Doch niemand sah ihn. Niemand fand ihn. Niemand hob ihn auf.
Schade, war er doch einst so schön gewesen.
Donnerstag, 1. November 2007
Novemberregen
Für Pille.
Erkennst du den Unterschied?
Blatt für Blatt fiel zu Boden. Die tief grauen Wolken am Himmel verdichteten sich. In der Ferne zuckten die ersten grellen Blitze. Es herrschte Stille, bis sich ein Donnergrollen auf den Weg machte. Die finstere Nacht umgab uns. Hinter den Wolken schimmerte es schwach und man konnte einen Vollmond erahnen. Kalt. Kalt war es geworden. Ich schlang meinen Schal noch fester um den Hals. Der Donner kam näher. Schnell war er über uns. Die ersten Tropfen landeten auf der Straße, auf dem Weg, auf den Häusern, auf ihm, auf mir. Dunkle Punkte überall. Bis nach Hause war es noch weit. Er nahm meine Hand. Sie war kalt. Wir liefen weiter. Der Regen wurde stärker. Die Tropfen wurden größer, wurden zahlreicher. Es goss, es schüttete. Der erste Regen nach langer Zeit. Und es würde noch mehr werden.
Der Herbst hatte gerade erst begonnen.
Samstag, 13. Oktober 2007
Sommer-Finale
Er stand an der Reling am Heck des Schiffes. Die letzten warmen Sonnenstrahlen schienen ihm ins Gesicht und erwärmten sein einst so kaltes Gemüt. Die kühle Seeluft wehte ihm um die Nase.
Er verließ diese Stadt nun endgültig. Es war an der Zeit. Er hatte schon viel zu lange gewartet, doch der Sommer in dieser Stadt war einfach zu schön. Nun machte er sich auf in die neue Welt. Der Sommer war vorbei. Sein Leben hier war vorbei. Ein Neues wartete auf ihn. Am anderen Ufer des großen Sees. Das Schiff spuckte hohe Wellen. Es bahnte sich seinen Weg durch das tiefe Blau. Das Festland entfernte sich, schon bald war es nicht einmal mehr ein kleiner brauner Strich am Horizont. Genau richtig für ihn. Schnell. So schnell wie möglich. Weg. Einfach weg. Ankommen. Bald ankommen. Nicht mehr zurück schauen.
Er drehte sich um und ging in Richtung Bug. Das Schiff war groß. Ein richtiger Kreuzer. Hier würde er die nächsten Tage während der Überfahrt verbringen. Niemand an Deck kannte ihn. Er war ein kleiner unbedeutender Mensch geworden. Er hatte sich verändert und das indem er das Schiff betreten hatte. Nur ein kleiner Schritt. Wolken zogen am Himmel auf. Grau und schwer legten sie sich über den grellen Ball am Horizont. Plötzlich wurde es sehr kalt. Das Ende des Sommers, der Anfang des Herbstes. Jedes Ende ist ein Anfang. Man muss nur lernen es als solchen zu betrachten.
Samstag, 6. Oktober 2007
Sommer-Soldat
Er stand da auf dem Podium und hielt seine Rede. Die letzten Zeilen, die letzten Dankesworte, Applaus, fertig. Geschafft. Strahlend stand er da, als sich die Menschenmenge vor ihm erhob und ohne Unterlass applaudierte. In ihren Gesichtern lag Bewunderung und Ehrfurcht. Ja, er war es gewesen. Er hatte es vollbracht. Sie alle waren ihm Dankbar. Er hatte sie auf den richtigen Weg geführt, indem er seinen gegangen ist, damals, im Sommer. Und jetzt bekam er den ihm zustehenden Dank. Ein herrliches Gefühl einmal das richtige getan zu haben.
Er war ein Soldat. Soldat seines Lebens. Er war sein Soldat. Doch ist nicht jeder ein Soldat, immer darauf bedacht sich und alles was einem wichtig ist bis zum Ende zu verteidigen? Manchmal ist die psychische Gewalt schmerzhafter als die Physische. Sie lässt uns zusammen sacken und macht uns unfähig klar zu denken. Was ist wohl schwieriger zu heilen? Eine Wunde im Gesicht oder eine Wunde des Geistes, wenn nicht sogar des Herzens? Es geht um Verteidigung. Sei ein Soldat deiner selbst und verteidige dich gegen das Böse. Sei frei und gehe den für dich richtigen Weg, dann wirst du deinen Horizont erweitern und mit einem reinen Gewissen deine Welt verlassen können, um in eine Neue und der Menschheit Unbekannte zu fallen. Dann bist du beim Ende angekommen.
Dienstag, 2. Oktober 2007
Sommer-Moment
Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht. Wie schön sie doch war. Diese Augen mit den langen schwarzen Wimpern, dieser Mund, den er schon so oft geküsst hatte, diese Nase mit den Sommersprossen auf der zarten hellen Haut. Ihre süßen Lippen formten sich zu einem noch süßeren Lächeln. Er lächelte zurück. Wie man so etwas Bezauberndes nur ohne schlechtes Gewissen in die Welt setzen konnte. Mit strahlenden Augen blickte sie ihn an. Sie blinzelte vom Sonnenlicht geblendet. Auf der Wiese lagen sie im Sonnenlicht, im Sommer. Was für ein Moment. Es war nicht wie im Märchen. Es war nicht wie im Film. Es war wie im wirklichen Leben. Einfach unbeschreiblich und einmalig. Wunderhübsch.
Montag, 1. Oktober 2007
Sommer-Bibliothek
Meine Hand durchstieß die dünne Haut des Sees und lies ihn zusammen zucken. Das Gesicht, welches sich an der Wasseroberfläche spiegelte, schien in alle Richtungen zu zerfließen und mit den kleinen Wellen meiner Handbewegungen vollends zu verschwimmen. Dann beruhigte sich das Wasser wieder und das Gesicht floss zurück in seine ursprüngliche und allen bekannte Form. Die Sonnenstrahlen funkelten auf der Oberfläche. Sie brach das Licht und warf es in jeden Winkel der Welt. Der Sommer zeigte sich von seiner besten Seite.
Ich saß am Ufer des Sees auf einem Stein. Meine Füße in das kühle Nass getaucht und in meine Gedanken versunken. Meine Freunde waren jetzt im Urlaub. Sie dachten nicht an mich. Doch ich dachte an sie. Wie unterschiedlich sie waren. Wie unterschiedliche ihre Gesichter waren. Wie viele unterschiedliche Gesichter sie hatten und wie viele ich hatte. Wie man doch auf andere wirken kann, mit nur einem einzigen Satz. Selbstbewusst oder schüchtern, poetisch oder primitiv, albern oder traurig, melancholisch oder überdreht oder, um es kurz zu sagen, anders als man selbst. Doch mit dem nächsten Satz kann sich das alles ändern. Eine winzige Geste oder eine kleine Veränderung der Mimik reicht, um den vorangegangen Eindruck für den anderen über den Haufen zu werfen. Wie oft überspielen wir unsere Gefühle mit Witz und Ironie und wie oft werden wir von unserem Gegenüber durchschaut. Ein Gesicht ist ein offenes Buch.
Jeder Mensch ist eine kleine Bibliothek. Doch ich werde mir nicht die Mühe machen alles zu erkennen. Schließlich hat jeder ein kleines Geheimnis verdient und ich meine Illusion.
Sonntag, 30. September 2007
Folge mir
Er lag auf der Parkbank. Über ihm knarrten die kahlen Äste der alten knorrigen Eichen des Parks unter der Last des ersten Schnees. Die Nacht hatte ihn gebracht und somit die Stadt, seine ganze Welt, in ein weißes Kleid gepackt. Und er lag da auf der Parkbank.
Die Plastiktüte fest in seinen zerfurchten Händen. Die Fingerspitzen in ein ungesundes Blau getaucht. Der Wind pfiff ihm um die Ohren, die unter einer löchrigen und verdreckten Mütze hervorschauten und lies die dünnen grauen Haarsträhnen empor wirbeln. Es war die bisher kälteste Nacht gewesen. Und er lag da auf der Parkbank mit geschlossenen Augen.
Er träumte vom Sommer. Sehnte sich nach den warmen Sonnenstrahlen, die den Tag in ein erfrischendes Licht tauchen und einem den Körper und Geist erwärmen. Er bewegte sich nicht. Seine gesamte Energie steckte er in die letzten Gedanken. Sommer. Da ist der nächste Frost noch weit entfernt und man wird ausgelacht, sobald man vom Winter anfängt zu reden. Sobald man an Schnee denkt.
Dieses Jahr war der Schnee sehr früh gekommen. Er lag da auf der Parkbank mit geschlossenen Augen und träumte vom Sommer. Doch der Winter war es, den er als letztes erlebte, als eine Hand sich in die seine legte. „Folge mir!“ Und er folgte, ohne zu zögern.